Mittwoch, 15. Januar 2003, 12:21 Uhr

100 Jahre auf dem „Rohrbuckel“

Immer wieder kommt es im Bereich des Wasserverbandes Nordhausen (WVN) zu Rohrbrüchen. Häufigste Ursache dafür sind veralterte Leitungen. Trinkwasserleitungen müssten nach spätestens 50 Jahren ausgewechselt werden. Die Realität sieht jedoch anders aus...


Von den rund 800 Kilometer Rohrnetz des Wasserverbandes befinden sich etwa 250 Kilometer allein in der Stadt Nordhausen. Davon wiederum ist mehr als die Hälfte jedoch älter als 50 Jahre. Allein aus dieser Tatsache leitet sich für den WVN ein immens hoher Sanierungsbedarf ab, Experten gehen von 300 bis 400 Kilometer Rohrnetz aus. Doch diese Sanierung sei weder organisatorisch noch finanziell in kurzer Zeit machbar. Zur Zeit sind es rund 20 Kilometer pro Jahr.

Die Realität sieht anders aus. Die überalterten Trinkwasserleitungen werden im Normalfall dann ausgewechselt, wenn in den Kommunen Straßen grundhaft ausgebaut werden. Parallel zu den Wasserleitungen werden dann auch Abwasser- oder Energieleitungen erneuert. Diese „gemeinsame“ Sanierung reduziert nicht nur die entstehenden Kosten, sondern bringt auch weniger Belastung für den Straßenverkehr und die Anwohner.

Bleiben aber immer noch die alten Leitungen. Die bereiten dem Wasserversorger Probleme. So treten immer häufiger Inkrustierungen auf. Darunter verstehen die Fachleute Ablagerungen von Mineralien wie zum Beispiel Eisen, Mangan aber auch Gips und Kalk. Das nnz-Foto zeigt ein rund 100 Jahre altes Wasserrohr aus der Silberborthstraße mit einem Innendurchmesser von 125 Millimeter.

Die Ablagerungen haben fatale Folgen. „So geht die Wassermenge rapide zurück, Rohrbrüche treten auf und beim Lösen der Ablagerungen färbt sich das Wasser bräunlich“, beschreibt WVN-Geschäftsführer Ulrich Schardt für die nnz die Folgen. Nicht immer hilft das Spülen der Leitungen, um schließlich die Ablagerungen zu beseitigen oder zu minimieren. Und dann lässt auch der Wasserdruck in den Leitungen kontinuierlich nach.

Sicher sei es technisch und technologisch machbar, die alten Leitungen in einem relativ kurzen Zeitraum auszuwechseln. Das aber würde die Stadt Nordhausen zum Beispiel verkehrstechnisch lahm legen. Darüber hinaus müsste der Aufwand über die Gebühren finanziert werden. Letztere würden in astronomische Höhen klettern.

Als Glücksfall werden im Wasserverband die Begleitmaßnahmen zur Landesgartenschau angesehen. Hier können in einem relativ kurzem Zeitraum viele Kilometer Wasserleitung erneuert werden. In den zurückliegenden zehn Jahren hat der Wasserverband bislang rund 40 Millionen Euro in die Sanierung und in die Erneuerung des Wasserleitungsnetzes investiert. Lediglich zehn Prozent davon konnte mit Fördermitteln unterstützt werden. Trotz der relativ hohen Eigenanteile des WVN gehört der Verband immer noch zu den preiswertesten in Thüringen. Eine Tatsache, auf die der Wasserversorger nicht zu Unrecht stolz ist.

Quelle: nnz-online.de
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