Mittwoch, 04. Juni 2008, 13:44 Uhr

Das ist (nicht mehr) die Härte

Aufmerksame Hausmänner und –frauen werden es längst bemerkt haben beim Blick in den Wasserkocher oder die Teekanne: Das Nordhäuser Wasser ist weicher geworden - die gewohnten Krusten auf den Gefäßböden lösen sich langsam auf und werden bald ganz der Vergangenheit angehören...


Der Grund ist das neue Nordhäuser Wasserwerk, das am Freitag offiziell in Betrieb genommen wurde. „Der Wasserhärtegrad ist seit der Inbetriebnahme des Wasserwerkes für unsere rund 60.000 Kunden in der Stadt Nordhausen und dem Umland um die Hälfte vom Wert 4 auf den Wert 2 gefallen“, sagte Ulrich Schardt, Geschäftsführer des Wasserverbandes Nordhausen. „Dies war möglich, weil die Reinigungsleistung des neuen Wasserwerkes erheblich gestiegen ist. Deshalb konnte der Anteil des Talsperrenwassers am Trinkwasser jetzt auf 70 Prozent steigen- und der Anteil des härteren – weil Gipshaltigen – Grundwassers auf 30 Prozent sinken. Vorher war das Verhältnis genau umgekehrt“, sagte Schardt.

Der geringere Härtegrad des Wassers bringe erhebliche Vorteile: „Unter anderem könnte Waschmittel geringer dosiert werden, das lästige Entkalken von Haushaltsgeräten entfällt ebenfalls“, so der Geschäftsführer.

Das neue Nordhäuser Wasserwerk in der Puschkinstraße war am 30. Mai ans Netz gegangen. Herzstück des neuen Werkes sind die superfeinen Membran-Filter. Sie sind aus Teflon gefertigt und haben an ihren Wandungen Millionen winziger Öffnungen: „Diese Poren haben einen Durchmesser von 0,02 Millionstel Meter. Um sich vorzustellen, wie hoch die Reinigungsleistung der neuen Membranfilter ist gegenüber den bisherigen Sandfiltern, folgender Verhältnis-Vergleich: Können mit dem Membranfilter Partikel in der Größe eines Tischtennisballs zurückgehalten werden, so waren die Sandfilter lediglich in der Lage, Partikel abzuscheiden in der Größe eines großen Einfamilienhauses“, sagte Schardt.

„Die unzähligen einzelnen Membran-Filter-Stränge wiederum sind in vier verschiedenen Kassetten zusammengefasst, so dass sich letztlich einen Gesamt-Filter-Fläche von immerhin 6400 Quadratmetern ergibt - mehr als anderthalb Fußballfelder groß. Durch diese Filter läuft das Wasser aus der Talsperre, bevor es mit dem Grundwasser gemischt-, anschließend über Kalzit-Filtern entsäuert-, und ph-Wert eingestellt wird“, sagte Schardt. Nach dieser Aufbereitung gelange das Wasser in die benachbarten Hochbehälter, die inzwischen seit mehr als 120 Jahren in Betrieb seien und noch Jahrzehente genutzt würden.


Bisher habe man das Talsperrenwasser mit drei Sand-Filtern aufbereitet, die 1931 errichtet worden seien. Diese Art der Filterung entspreche langfristig nicht mehr den verschärften gesetzlichen Vorgaben für die Reinigung von Oberflächen- also Talsperrenwasser. „Damit war letztlich auch der Bau des neuen Wasserwerkes notwendig.“

Mit der Inbetriebnahme des neuen Wasserwerkes wurden das alte Turbinenhaus und die alte Filterhalle zu Baudenkmälern erklärt – die entsprechenden Denkmalschutz-Schilder schraubten Oberbürgermeisterin Barbara Rinke und die Susanne Hinsching, Leiterin der Denkmalschutzbehörde, an die Gebäude. Teile von ihnen werden als Museum bzw. Informations- und Lernzentrum vor allem für Schüler genutzt.

Aus dem Nordhäuser Wasserwerk wird Trinkwasser an insgesamt 60.000 Verbraucher in der Stadt Nordhausen und deren Umland geliefert. Das sind täglich 8.000 bis 10.000 Kubikmeter, je zur Hälfte aus der Nordhäuser Talsperre und aus acht Grundwasserbrunnen. Der Bau des neuen Wasserwerkes kostet rund sieben Millionen Euro.

Nordhausens Oberbürgermeisterin Barbara Rinke hatte bei der Eröffnung des Werkes darauf verweisen, dass trotz der gewaltigen Investition die Wasserpreise nicht steigen würden, „sondern auch längerfristig auf stabilem- und vor allem niedrigem - Niveau bleiben werden.“ Zugleich hatte sie klargestellt, dass solche wichtige Bereiche der Daseinsfürsorge wie die Wasserversorgung nicht privatisiert werden dürften. Auch der Vorsitzende des Wasserverbandes, Martin Höche, Bürgermeister der Gemeinde Hohenstein, verwies auf die Stärke und die Zuverlässigkeit des „kommunalen Solidarverbandes“, den der Wasserverband bilde.

Quelle: nnz-online.de
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