Montag, 01. Januar 2001, 12:46 Uhr
Die kommunale Infrastruktur der Stadt Nordhausen war in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts beispielgebend für Kommunen dieser Größe in Deutschland. Dazu gehörten zum Beispiel ein eigenes Gaswerk, eine Talsperre, Straßenbahn, Theater und eine gut funktionierende Wasseraufbereitung. Das Wasserwerk in der Osterstraße, der heutigen Puschkinstraße, wurde zwischen 1930 und 1931 erbaut und gehörte zu diesem Zeitpunkt zu den technisch modernsten Anlagen seiner Art. Geplant und gebaut wurde das Wasserwerk ausschließlich für die Aufbereitung des Talsperrenwassers, denn die Qualität des sogenannten Rohwassers wird in der Talsperre beispielsweise durch Sonneneinstrahlung oder den Eintrag von Sand, Schluff und Blättern aus der Natur zum Teil negativ beeinflusst. Im Gegensatz dazu muß Grundwasser, das in den Kiesschichten der Zorgeaue natürlich gefiltert wird, im Normalfall nicht aufbereitet werden. Dafür ist es, geologisch bedingt, leider erheblich härter.
Seit 70 Jahren arbeitet das Wasserwerk störungsfrei und ist heute noch funktionsfähig. Die technischen und technologischen Anforderungen an die Aufbereitung von Trinkwasser haben sich seit der Wende außerordentlich erhöht. Deutlich wird dies in strengeren Grenzwerten der Trinkwasserverordnung, der schärfsten Lebensmittelverordnung der Bundesrepublik und in den entsprechenden Gesetzesänderungen der letzten Jahre in der Europäischen Gemeinschaft. Aus diesem Grund war der Wasserverband gezwungen, etwa 15 Brunnen aufzugeben und schrittweise den Stand der Technik der Trinkwasseraufbereitung zu verbessern. Seit einem Jahr laufen die Planungen für den Umbau des Wasserwerkes in der Puschkinstraße auf Hochtouren. In den nächsten Jahren soll hier eine Anlage entstehen, deren modernste Technik wenigstens 30 Jahre nutzbar ist. Parallel dazu wird das alte Werk als technisches Denkmal in seiner äußeren Erscheinung erhalten bleiben und, um Kosten zu senken, soweit wie möglich in die Gesamttechnologie eingebunden werden.
Die Rekonstruktion und der Neubau wird nach den Berechnungen der ortsansässigen Ingenieuerbüros, die mit der Planung beauftragt wurden, etwa 7,5 Millionen Mark kosten. Der Baubeginn ist im kommenden Jahr vorgesehen, bis zur endgültigen Fertigstellung werden jedoch mindestens zwei Jahre vergehen. Diese relativ lange Bauzeit ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass während der gesamten Umbauphase die sichere Trinkwasserversorgung garantiert werden muß.
Das neue Wasserwerk ist damit die größte Einzelmaßnahme im Investitionsplan des Verbandes. Insgesamt gesehen ist diese relativ hohe Summe jedoch nur ein Bruchteil der Gesamtinvestitionskosten des Verbandes. Mehr als 80 Prozent der bis 2010 vorgesehenen Gelder (50 Millionen Mark) müssen zur Sanierung des maroden Leitungsnetzes ausgegeben werden, da mehr als die Hälfte des über 800 Kilometer langen Netzes älter als 50 Jahre ist. Können die Investitionen, wie geplant, gleichmäßig über die Zeit verteilt werden, sind voraussichtlich auch in den kommenden Jahren stabile Gebühren möglich.