Donnerstag, 26. Juni 2025, 18:43 Uhr




Hoch oben über Niedersachswerfen realisiert der Wasserverband Nordhausen ein Großprojekt, das die Versorgung der Region neu aufstellt. Die Anforderungen an Ingenieure und Bauleute sind groß, die kniffligste Aufgabe konnte man nun aber gemeinsam erfolgreich absolvieren.
Auf dem Mühlberg bei Niedersachswerfen errichtet der Wasserverband Nordhausen zur Zeit einen neuen Hochbehälter, der mit einem Fassungsvermögen von 1.200 Kubikmetern die zweitgrößte Anlage dieser Art im Landkreis Nordhausen sein wird. Die Dimensionen des Projektes und das Baufeld mitten im Gipskarst auf den Hängen über dem Ort haben Herausforderungen mit sich gebracht, für die man individuelle Lösungen und viel Fingerspitzengefühl brauchte.
Insgesamt 21 Sondertransporte waren nötig, um die maßgeschneiderten Teile des Fertigbehälters aus Kunststoff von Freilassing bei Salzburg auf den Nordthüringer Berg zu bringen. Über Nacht mussten die Bauteile mit einem Gewicht von je rund 10 Tonnen pro Bauteil und einer Transportbreite von 4,5 Metern entlang der Baustraße zu ihrem Ziel befördert werden. Der neue Hochbehälter ist für den Verband eine der komplexesten Bauvorhaben der letzten Jahre. Die logistische und ingenieurtechnische Leistung, die hier vollbracht wurde, ist außerordentlich.
Für die Ausführung konnte der WVN auf Expertise aus einer Hand und langjährige Partner setzen, die Planung übernahm die Ingenieursgesellschaft Peuker und Nebel, die Bauausführung die Firma Mütze & Rätzel. Das ist für uns schon eine Hausnummer. Es gibt ähnliche Anlagen in Deutschland aber keine in dieser Größe und da wir uns mitten im Naturschutzgebiet befinden, mussten Wege gefunden werden, die Eingriffe in den Naturraum so gering wie möglich zu halten, erläutert Andreas Reiche, Geschäftsführer bei Mütze & Rätzel.
Bald fünf Jahre minutiöser Planung gingen dem Spatenstich im letzten Quartal des Vorjahres voraus. Ein klassischer Bau aus Stahlbeton wurde früh verworfen. Allein um die Bodenplatte zur Erdfallssicherung zu gießen, waren 80 Betontransporte nötig, ergänzt Bauleiter Torsten Schmidt von Peuker & Nebel; hätte man die ganze Anlage so gebaut, hätte es hunderte Transporte gebraucht. Stattdessen entschied man sich für die Fertigung von vier Kammern zu je 300 Kubikmeter Fassungsvermögen aus Kunststoff, die von der Firma Hawle aus dem bayerischen Freilassing nach Maß angefertigt wurden. Im hauseigenen Werk wurden die Röhren mit einem Durchmesser von 4,3 Metern mit einer Gesamtlänge von jeweils 18,7 Metern und die voll ausgestattete Schieberkammer im Stück gefertigt und dann für den Transport nach Thüringen zerlegt. Auf dem Mühlberg angekommen müssen die Bauteile nun wieder zusammengefügt werden. Dabei ist nicht nur Präzision gefragt, sondern auch ein hohes Maß an Sauberkeit, schließlich sollen die Behälter bald mit Trinkwasser befüllt werden. Wasser ist ohnehin die stärkste Beanspruchung, die ein Bauwerk haben kann, aber da bleibt5 der WVN nicht stehen. Die hygienischen Anforderungen sind enorm hoch. Ehe die Anlage in Betrieb gehen kann, wird viel Aufwand betrieben, um den Ansprüchen an unser Trinkwasser gerecht zu werden und das kann nicht jeder. Insofern sind wir sehr froh, dass wir hier bisher eine Musterbaustelle vor uns haben und einvernehmlich und lösungsorientiert mit absoluten Profis zusammenarbeiten konnten.
Neben den Hauptakteuren konnte der WVN sich dabei auch auf das Nordhäuser Büro Götze zur Absicherung der Naturschutzmaßnahmen und die Bauer Spezialtiefbau für die Errichtung der Baugrube verlassen.
Für die Fertigstellung im November dieses Jahres liegen wir im Zeitplan. Von den riesigen Wasserbehältern wird dann aber nicht mehr viel zu sehen sein, der Hochbehälter wird wieder unter dem Erdreich verschwinden und sich weitestgehend in die umgebende Landschaft einfügen.